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Religionsfreiheit | Reeha Saleem und andere: Pakistan

Zwangsheirat annulliert: Reeha Saleems Kampf um Gerechtigkeit
#EndForcedMarriage

Thema| Verfolgung, Religionsfreiheit

Im Mai 2024 annullierte das Familiengericht von Pattoki in Pakistan die Zwangsehe von Reeha Saleem. Das Gericht stellte fest, dass Reeha ihren Entführer nicht freiwillig geheiratet hatte und dass ihre Unterschrift auf der Heiratsurkunde während ihrer Gefangenschaft erzwungen worden war. Im Laufe des Verfahrens bestritt Reeha, zum Islam konvertiert zu sein, und bekräftigte ihren christlichen Glauben. Der Angeklagte, Muhammad Abbas, erhielt mehrere Vorladungen, kam diesen jedoch nicht nach, woraufhin die Entscheidung in seiner Abwesenheit gefällt wurde.

ADF International hat sich in den Fall eingeschaltet und unterstützte die rechtliche Verteidigung und die Anwältin der Familie in ihren Bemühungen, die erzwungene islamische Ehe von Reeha zu annullieren.

„Sie sagten, sie würden mir Säure ins Gesicht schütten, wenn ich ihnen nicht gehorche. Später sagte man mir, ich hätte unterschrieben, dass ich mich von meinem Glauben lossage und dass ich nun mit Abbas verheiratet sei... meinem Nachbar, der mich seit Jahren schon belästigte und sexuelle Annäherungen machte.

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Zusammenfassung des Falls

Das christliche Mädchen Reeha Saleem war 17 Jahre alt und in der achten Klasse, als sie von ihrem muslimischen Nachbar Muhammad Abbas entführt wurde. Die Entführung geschah am 13. November 2019 auf Reehas Nachhauseweg von der Schule in Gujrat, einem Bezirk in Pakistan.

„Es regnete stark, so dass ich eine Rikscha nach Hause nehmen musste. Unterwegs zwangen mich Abbas und drei seiner Freunde aus meiner Rikscha aus- und in ihre Rikscha einzusteigen. Sie drohten mich zu töten, wenn ich mich weigern sollte. Ich hatte Angst und war verwirrt“, sagt die jetzt 19-jährige Reeha. Nach Angaben des Opfers brachten die vier Männer sie an einen unbekannten Ort und zwangen sie, ihre Daumenabdrücke auf ein Stück Papier zu pressen.

„Sie sagten, sie würden mir Säure ins Gesicht schütten, wenn ich ihnen nicht gehorche. Später sagte man mir, ich hätte unterschrieben, dass ich mich von meinem Glauben lossage und dass ich nun mit Abbas verheiratet sei… meinem Nachbar, der mich seit Jahren schon belästigte und sexuelle Annäherungen machte.“ Nachdem Reeha zum Islam konvertiert und zwangsverheiratet worden war, wurde sie zwei Monate von ihrem Entführer/ „Ehemann“ gefangen gehalten und von ihm und seinen Freunden vergewaltigt. Vergewaltigung in der Ehe ist in Pakistan bis heute nicht verboten.

„Ich wurde von meinen Entführern zur Ehe gezwungen. Sie vergewaltigten mich, schlugen mich, und hielten mich in einem Raum eingesperrt. Sie nahmen mich auch auf Reisen mit, aber ich kenne keine der Städte, die wir besuchten“, erinnert sich Reeha. Die Misshandlungen gingen weiter, bis es ihr gelang, zu entkommen und zu ihrer Mutter Parveen Saleem zurückzukehren. Die Flucht gelang, als ihre Entführer mit einigen Gästen beschäftigt waren und vergaßen, eine Tür abzuschließen. „Ich rannte so schnell ich konnte und fand einen Mann, der mir half, eine Rikscha zu bekommen, da es in der Nähe des Hauses, in dem ich festgehalten wurde, keine gab. Er lieh mir auch sein Telefon, damit ich meine Mutter anrufen konnte.“

Reeha wird auch nach ihrer Flucht terrorisiert: Abbas und seine Komplizen bedrohen nach wie vor ihre alleinstehende Mutter und ihren jüngeren Bruder. „Ich möchte das Haus wie eine normale 19-Jährige verlassen können. Ich möchte studieren und meine Ausbildung fortsetzen wie andere Frauen in meinem Alter. Sie sagen, sie würden mich umbringen oder mir Säure ins Gesicht schütten, sobald sie mich wieder sehen“, sagt sie. Die Drohungen haben Reeha nicht davon abgehalten, einen höheren Sekundarschulabschluss an einer Abendschule zu machen. Ihre Mutter bangte aber jeden Tag um das Leben ihrer Tochter und des jüngeren Sohnes.

„Wir hatten in dieser Zeit mit unbeschreiblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Unter anderem waren wir gezwungen, unterzutauchen, um Reehas Entführer zu entkommen, der die Familie immer wieder bedrohte, um „seine Frau“ zurückzuholen. Wir litten auch unter dem abrupten Ende von Reehas Ausbildung. Ich hoffe, dass meine Tochter nach der Entscheidung des Gerichts, die illegale Ehe für ungültig zu erklären, wieder zur Schule gehen kann und dass unser Leben zur Normalität zurückkehrt. Ich bin ADF International und ihrer Partneranwältin zutiefst dankbar, dass sie Gerechtigkeit für Reeha erwirkt haben, und ich bete dafür, dass unser Land diesen Missbrauch beendet“, sagte Parveem Saleem, Reehas Mutter.

„Wir sind überglücklich, dass das Gericht die Zwangsehe von Reeha annulliert hat und dass sie endlich diese Tortur hinter sich lassen kann. Kein Mädchen sollte die Schrecken der Entführung und Zwangsheirat erleiden und darüber hinaus gezwungen werden, ihren Glauben aufzugeben. Wir sind zuversichtlich, dass die Annullierung der Zwangsheirat von Reeha ein positiver Schritt für Tausende von Frauen und Mädchen in Pakistan ist, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Es ist an der Zeit, dass die pakistanische Regierung stärker eingreift und das Mindestalter für die Eheschließung landesweit auf 18 Jahre festlegt, um solche Zwangsehen und -konversionen zu verhindern“, sagte Tehmina Arora, Leiterin der Rechtsabteilung in Asien für ADF International.

Reehas Schicksal ist kein Einzelfall

Obwohl Kinderehen in Pakistan illegal sind, werden dort jedes Jahr mehr als 1.000 Mädchen entführt, zwangskonvertiert und mit muslimischen Männern verheiratet, die viel älter sind als sie. Die meisten Mädchen sind zwischen 12 und 15 Jahre alt. Dies ist möglich, weil das Heiratsalter nach der Scharia (sobald das Mädchen die Pubertät erreicht) niedriger ist als das offizielle Heiratsalter in Pakistan (16 Jahre). 

Die Zwangsheirat, die mit der Zwangskonversion einhergeht, gefährdet die physische und psychische Integrität Tausender junger Mädchen. Diese untragbare Praxis behindert ihr Grundrecht auf Bildung, Gesundheit und Religionsfreiheit. Mädchen, die religiösen Minderheiten angehören, sind besonders gefährdet – und oftmals weigern sich die Behörden schlichtweg, ihnen zu helfen. 

„Es ist bedauerlich, dass das Vertragsgesetz jede Person unter 18 Jahren als minderjährig einstuft, gleichzeitig aber ein Mädchen schon mit 16 Jahren einen Ehevertrag in Punjab abschließen kann. Reeha war nach den Kinderehegesetzen der Provinz volljährig, aber sie ist nicht die rechtmäßige Ehefrau von Abbas, da sie entführt und gezwungen wurde, ihre Religion zu wechseln und die Heiratsurkunde zu unterschreiben. Aus diesen Gründen haben wir beim Gericht die Aufhebung ihrer “Ehe” beantragt“, sagte Sumera Shafique.

Überlebensgeschichten junger Mädchen

Shahida Bibi

Mit nur 11 Jahren wurde Shahida aus ihrer Kindheit gerissen und sowohl ihrer Freiheit als auch ihres Glaubens beraubt. Nachdem ihre Mutter mit einem muslimischen Mann in Pakistan durchgebrannt war, wurde Shahida seinem Bruder „übergeben“, der sie später zu einer islamischen Ehe zwang.

Im Laufe der Jahre erlitt sie unvorstellbare Misshandlungen, gebar zwei Kinder und wurde zur Konversion zum Islam gezwungen, denn so konnte sich ihr Entführer den pakistanischen Gesetzen gegen Kindesheirat entziehen.

Dank eines im Februar 2025 ergangenen Gerichtsurteils ist Shahida nun endlich frei. Gemeinsam mit unseren Partneranwälten in Pakistan haben wir ihre Verteidigung koordiniert. Ihre Zwangskonversion und -ehe wurden für nichtig erklärt. Sie erhielt neue Ausweispapiere, in denen ihre Religion korrekt als christlich angegeben ist.

Der Sieg in Shahidas Fall kommt zu einer Zeit, in der Menschenrechtsaktivisten aus aller Welt ihre Aufmerksamkeit auf die eklatanten Menschenrechtsverletzungen in Pakistan richten.

Saba Sattar

Mit 16 Jahren wurde Saba von drei Männern mit vorgehaltener Waffe in ein Auto gezerrt. Die Männer brachten sie an einen unbekannten Ort und sperrten sie in einen Raum, wo sie fast 20 Tage lang körperlicher und seelischer Folter ausgesetzt war.

Sie wurde vergewaltigt und gezwungen, vom Christentum zum Islam zu konvertieren und einen ihrer Entführer (Asif) zu heiraten, nachdem er ihr gewaltsam ihre Daumenabdrücke abgenommen hatte.

Eines Tages gelang Saba die Flucht. Als sie jedoch das Haus ihrer Eltern erreichte, nahmen diese sie nur widerwillig zurück, weil sie Angst hatten. Sie hatten wiederholt Drohungen von Sabas Entführer erhalten und fürchteten außerdem, in der Gesellschaft, die Opfer sexuellen Missbrauchs als unrein und sogar mitschuldig betrachtet, in Schande zu fallen.

Saba zog daraufhin zu einem Verwandten, der ein Treffen mit einem christlichen Anwalt vor Ort arrangierte. Der Anwalt erreichte im Januar 2022 die Aufhebung der illegalen Ehe vor Gericht. Wir koordinierten Sabas Rechtsverteidigung, und nun kann sie endlich ihren Weg der Heilung und Wiederherstellung beginnen.

In diesem Mini-Dokumentarfilm zeigt Interviews mit Nayab Gill und Saima Bibi, zwei christliche Mädchen, die Zwangskonvertierung und Zwangsheirat erlitten haben und seitdem fliehen konnten. Außerdem werden konkrete Maßnahmen von Menschenrechtsexperten vorgeschlagen, die Regierungen ergreifen können, um Verbrechen wie Entführung, Zwangskonvertierung und Zwangsheirat zu verhindern.

ADF International setzt sich bei verschiedenen internationalen Institutionen für die Grundrechte der jungen Mädchen in Pakistan ein. Zusammen mit unseren Partnern vor Ort führen wir Schulungen für Juristen in Pakistan durch, damit diese Fälle besser vor Gericht vertreten werden. Wir gewähren Rechtsanwälten auch Zuschüsse, um die Kosten für die Rechtsberatung in solchen Fällen zu decken. Wir sehen, dass den Mädchen durch beharrliche Bemühungen Sicherheit geboten werden kann und sogar Zwangsehen annulliert werden können.

Unterstützung Sie die Religionsfreiheit

Mit Ihrer Spende können Sie die Grundfreiheiten von Reeha und anderen mutigen Menschen wie ihr in der ganzen Welt unterstützen. Wir danken Ihnen für Ihre Großzügigkeit.

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