Konvertiten müssen sich vor Scharia-Gericht verantworten
#EndPersecutionNow
Topic | Persecution, Freedom of Religion
Hannah, Faith, Elijah und Barbara* kennen sich nicht, aber ihre Lebensgeschichten haben viele Gemeinsamkeiten. Sie alle erlebten nach ihrer Konversion zum Christentum schwere Verfolgung.
Der Glaube gab Hannah die Kraft, sich um ihre beiden Geschwister zu kümmern, nachdem sie ihre Eltern bei Angriffen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram verloren hatte. Der Glaube trug Faith durch ihre Trauer, nachdem sie in jungen Jahren Witwe geworden war und die Boko Haram ihren Mann und ihre Kinder getötet hatte. Der Glaube ermöglichte Elijah, die Todesgefahr zu ertragen. Denn seine eigene Familie wollte ihn zum Tode verurteilen lassen, als er Christ wurde. Und Barbara fand zum Christentum, nachdem sich ihr muslimischer Ehemann von ihr scheiden ließ und sie nach Kamerun vertrieben wurde, als Boko Haram durch ihr Dorf fegte. Barbara fand mit dem Christentum sogar einen Ehemann. Allerdings wurde ihre Liebe kurz darauf zu einem Gerichtsfall.
Barbara war nicht die Einzige, die sich vor einem Gericht wiederfand. Alle vier wurden vor ein Scharia-Gericht gezerrt, wegen Abfall vom Islam angeklagt und hätten fast die Todesstrafe bekommen. Doch mit der Unterstützung von Partneranwälten von ADF International, kamen sie in letzter Zeit frei.
Die Vier entkamen dem Scharia-Gerichtssystem und seinen schweren Strafen. Doch viele andere wie sie sehen immer noch einem ungewissen Schicksal entgegen.
Wer:
Hannah, Faith, Elijah, Barbara und andere*
Wo:
Scharia-Gerichter, Nigeria
Team:
Sean Nelson, Kelsey Zorzi
„Niemand sollte mit der Angst leben müssen, wegen seiner religiösen Überzeugung belästigt, angegriffen oder getötet zu werden. Es kann nicht sein, dass Christen von Scharia-Gerichten verurteilt werden. Wir fordern die nigerianische Regierung dringend auf, Konvertiten aller Glaubensrichtungen zu schützen."
- Kelsey Zorzi, Leiterin der Abteilung für weltweite Religionsfreiheit
MEHR ZUM FALL
Hannah
Hannah und ihre Geschwister sind Waisen, die Eltern wurden von der „Boko Haram“ getötet. Als älteste Tochter kümmerte sich Hannah um die anderen. Dabei bekam sie von einem muslimischen Imam Hilfe. Er und andere im Dorf unterstützten die Geschwister mit Essen und Kleidung.
Doch eines Tages veränderte sich alles: Nachdem Hannah 18 geworden war, forderte der Imam sie auf ihn zu heiraten. Das junge Mädchen weigerte sich, wurde fast vergewaltigt, aber konnte im letzten Moment fliehen. Daraufhin zeigte der Imam sie bei einem Scharia-Gericht an – wegen Täuschung und Abfall vom Islam. Darauf steht in der Scharia die Todesstrafe. Der Richter ordnete an, dass Hannah bis zur Verhandlung ihres Falles in Untersuchungshaft genommen wird.
Ein Partneranwalt von ADF International übernahm ihre Verteidigung. „Hannah ist leider kein Einzelfall“, erklärt der Anwalt, der nicht öffentlich auftreten kann. „In Nigeria wird zwar niemand hingerichtet, weil er konvertiert. Stattdessen werden viele eingesperrt unter solchen Bedingungen, dass die Lebenserwartung kurz ist.“
Als das Verfahren im April 2021 begann, erschien der Imam wiederholt nicht vor Gericht, nachdem er festgestellt hatte, dass Hannah einen Anwalt hatte. Das führte zur Einstellung des Falls.
Faith
Faith ist eine junge Witwe. 2018 verlor sie bei einem Angriff der Boko Haram ihren Mann und zwei Kinder. Der Besitz ihres Mannes wurde sofort nach seinem Tod von ihrer Schwiegerfamilie beschlagnahmt. Zwei Jahre später konvertierte sie zum Christentum. Die Familie ihres verstorbenen Mannes vertrieb sie daraufhin gewaltsam aus ihrem Haus mit der Begründung, dass eine Nicht-Muslimin nicht von einem Muslim erben könne. Außerdem beschuldigte die Familie sie vor einem Scharia-Gericht wegen Apostasie. Als die Klage im Juli 2021 vor das Scharia-Gericht kam, ordnete der Richter Untersuchungshaft an.
Nachdem ein Partneranwalt von ADF International ihren Fall übernehmen konnte, erschienen die Familienmitglieder wiederholt nicht vor Gericht. Faiths Anwalt beantragte im Dezember 2021 die Einstellung des Verfahrens, die dann auch gewährt wurde.
Elijah
Der 19-jährige Elijah aus dem Norden Nigerias konvertierte zum Christentum. Nach der Konversion drohte ihm seine Familie, ihn zu töten. Als die Versuche, ihn umzubringen, scheiterten, erhob seine Familie stattdessen Klage gegen ihn. Vor dem Scharia-Gericht beantragten sie die Todesstrafe wegen Apostasie. In Erwartung einer Anhörung in seinem Fall schickte ihn das Gericht im Juli 2021 ins Gefängnis.
Elijahs Fall wurde von einem Partneranwalt von ADF International übernommen. Daraufhin erschienen die Familienmitglieder nicht vor Gericht. Im Januar 2022 beantragte Elijahs Anwalt die Einstellung des Verfahrens. Seinem Antrag wurde stattgegeben.
Barbara
Barbara wurde als Muslimin im Nordosten Nigerias geboren. Sie heiratete nach islamischem Recht einen Mann namens Gafar, der sich jedoch später schriftlich von ihr scheiden ließ. Kurz darauf vertrieb die Boko Haram Barbara ins benachbarte Kamerun. Dort konvertierte sie zum Christentum und heiratete ihren Mann Leo. Als die beiden 2019 nach Nigeria zurückkehrten, verklagte Gafar Barbara und Leo wegen Ehebruchs. Der Richter ordnete an, dass sie bis zur Anhörung ins Gefängnis gesperrt werden.
2020 konnte ein Partneranwalt von ADF International den Fall übernehmen. Dem Anwalt gelang es, dass das Scharia-Gericht die Anklage gegen Leo fallen ließ. Doch das Verfahren gegen Barbara ging weiter. Ihr Anwalt legte daraufhin bei der nächsten Instanz Berufung ein. Im Dezember 2021 verstarb Gafar und Barbara wurde freigelassen.
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