Joachim Steinhöfel, Eva Vlaardingerbroek und 100+ prominente Verfechter der Meinungsfreiheit verurteilen Twitter/X Verbot in Brasilien

Elon Musk's X shut down in Brazil
  • Intellektuelle, Journalisten, Politiker und zivilgesellschaftliche Akteure unterzeichnen offenen Brief an den Nationalkongress Brasiliens: „Meinungsfreiheit ist nicht verhandelbar“
  • Auch in Deutschland forderte Anton Hofreiter (Grüne) X müsse „notfalls gesperrt werden“.
  • Michael Shellenberger, Birgit Kelle, Ralf Höcker, Rod Dreher und viele Professoren, Publizisten und Rechtsanwälte auf der ganzen Welt fordern die Zurücknahme des Verbots von Twitter/X in Brasilien.
Elon Musk's X shut down in Brazil

(12. September 2024) – Gemeinsam mit „Twitter-Files“ Journalist Michael Shellenberger und der britischen Premierministerin a.D. Liz Truss haben mehr als 100 Verfechtern der Meinungsfreiheit weltweit einen offenen Brief erstunterzeichnet, in dem sie das Verbot der Plattform „X“ verurteilen. Der Brief richtet sich an den Nationalkongress Brasiliens.

Fünf US-Generalstaatsanwälte, mehrere britische Parlamentarier, Podcasterin Tammy Peterson und führende Intellektuelle wie Robert P. George aus Princeton stehen neben den Medien-Anwälten Joachim Steinhöfel und Ralf Höcker, der Journalistin Birgit Kelle sowie die Kommentatorin Eva Vlaardingerbroek. Im Brief prangern sie die Zensur in Brasilien an.

„Es gibt keinen schnelleren Weg zum Niedergang der Demokratie als die Aushöhlung der Meinungsfreiheit."

Die Schließung der Social Media Plattform X in Brasilien beschreiben die Unterzeichner als eine „gefährliche Eskalation“ des „besorgniserregenden globalen Zensurtrends“.

Weiter heißt es im Brief, der jetzt auch von der breiten Öffentlichkeit unterschrieben werden kann:

„Es gibt keinen schnelleren Weg zum Niedergang der Demokratie als die Aushöhlung der Meinungsfreiheit.

Wir fordern die brasilianische Regierung auf, den freien Informationsfluss wiederherzustellen und das Recht der Bürger zu respektieren, ihre Meinung ohne Angst vor Repressalien zu äußern.“

Menschenrechtsverletzung

Die juristische Menschenrechtsorganisation ADF International koordinierte den offenen Brief. ADF International hat auch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR) gebeten der drastischen Verletzung der Meinungsfreiheit Einhalt zu bieten.

Die Zensurkrise in Brasilien erreichte am 30. August ihren vorläufigen Höhepunkt, als Richter Alexandre de Moraes vom Obersten Bundesgericht die „sofortige, vollständige und totale Einstellung des Betriebs von X“ anordnete. Zuvor hatte die Plattform sich geweigert bestimmte Twitter-Accounts zu sperren, wie es dasselbe Gericht zuvor rechtswidrig angeordnet hatte.

Auch die Nutzung von X über VPN (virtual private network) ist verboten mit Strafen bis zu R$50000 (€8000). Derselbe Richter ordnete auch an, die Konten der Firma für Satelliteninternet „Starlink“ einzufrieren zu lassen. Die Firma ist eine Tochtergesellschaft von SpaceX, ein von X unabhängiges Unternehmen.

Meinungsfreiheit ist kein Privileg

Das Schreiben, in dem die sofortige Wiederherstellung der Meinungsfreiheit in Brasilien gefordert wird, wurde von Schwimmstar Riley Gaines, den Journalisten Andy Ngo und Melissa Chen, den Intellektuellen Dr. Peter Boghossian und Ayaan Hirsi Ali, sowie dem Kinderschutzaktivisten Chris Elston (“Billboard Chris“) unterzeichnet.

Abschließend heißt es im Brief:

„Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist nicht verhandelbar und auch kein Privileg – es ist der Eckpfeiler jeder demokratischen Gesellschaft. Wir müssen die Meinungsfreiheit verteidigen, wann immer sie bedroht ist, sei es in Brasilien oder irgendwo sonst auf der Welt.”

Paul Coleman, Geschäftsführer von ADF International, sagte:

„Die Zensur in Brasilien wird immer schlimmer. Jeder Brasilianer hat das grundlegende Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung. Was in Brasilien passiert, verstößt sowohl gegen brasilianisches als auch gegen internationales Recht, und die globale Gemeinschaft muss sie zur Rechenschaft ziehen.

Wenn Brasilien in diesem autoritären Stil weitermacht, könnten andere westliche Länder dem Beispiel Brasiliens folgen und drakonische Anordnungen erlassen, um die Meinungsfreiheit zu unterdrücken und digitale Plattformen zu verbieten. Wir müssen unbedingt unsere Stimme erheben, um für die freie Meinungsäußerung einzutreten, solange wir noch die Freiheit dazu haben.“ 

Erstunterzeichner Michael Shellenberger kommentierte die Zensur wie folgt:

„Ich werde von den brasilianischen Behörden strafrechtlich verfolgt, weil ich ihre Zensurversuche aufgedeckt habe. Brasilien ist an einem Krisenpunkt angelangt, an dem ein einzelner Richter des Obersten Gerichtshofs seine Autorität dazu nutzen konnte, X im Lande abzuschalten.

Unter dem Vorwand, die Demokratie zu fördern, haben die brasilianischen Behörden trotz wachsender Kritik aus dem In- und Ausland die repressivste Zensurkultur in der westlichen Hemisphäre geschaffen. Das ist nicht nur politisch fragwürdig, sondern vielmehr eine eklatante Verletzung völkerrechtlich garantierter Menschenrechte, wenn die Behörden ihren eigenen Bürgern die freie Meinungsäußerung verbieten. Es ist unvorstellbar, dass Menschen von anderen Menschen zensiert und zum Schweigen gebracht werden, nur weil sie mit ihrer Meinung nicht einverstanden sind.“

Für den deutschen Anwalt Dr. Felix Böllmann ist klar: „Zensur kann sich sowohl gegen Einzelpersonen, als auch gegen die Plattformen, die zur freien Äußerung der Meinungen notwendig sind, richten. Wir reagieren auf beide Aspekte. Wenn eine der prominentesten Plattformen rechtswidrig gezwungen wird, Helfershelfer bei der Zensur zu sein, steht die Meinungsfreiheit insgesamt in Frage. Das ist nicht hinnehmbar.“

Marcel van Hattem, Mitglied der Abgeordnetenkammer für Brasilien, sagte:

„Die Versuche von Richter Alexandre de Moraes, das brasilianische Volk zu zensieren und zum Schweigen zu bringen, können einfach nicht hingenommen werden. Unsere Verfassung verbietet ausdrücklich jegliche Zensur und garantiert das Recht auf freie Meinungsäußerung; das sind nicht nur verfassungsmäßig geschützte Rechte, sondern grundlegende Menschenrechte, die für alle Brasilianer garantiert und bewahrt werden sollten. Zensur hat in einer freien Gesellschaft nichts zu suchen, und ich fordere alle, die dazu in der Lage sind, auf, sich mir anzuschließen und sich vehement gegen diese Art von Einschränkungen zu wehren.“

Bilder zur freien Verwendung unter Angabe von ADF International.

Oberstes Menschenrechtsgremium aufgefordert, gegen Brasiliens „extreme“ Zensur von „X“ zu intervenieren

  • Social-Media-Plattform „X“ in Brasilien nach beispiellosem staatlichem Eingriff in die Meinungsfreiheit gesperrt

  • ADF International fordert Interamerikanische Kommission für Menschenrechte zum Einschreiten auf

WASHINGTON, DC (2. September 2024) – Angesichts der immer gravierenderen staatlichen Zensur in Brasilien hat ADF International die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte dazu aufgerufen, dringend einzugreifen, um die Meinungsfreiheit zu schützen.

Am Freitag ordnete Richter Alexandre de Moraes vom Obersten Gerichtshof Brasiliens die „sofortige, vollständige und totale Einstellung des Betriebs von X“ in Brasilien an, nachdem die Plattform sich geweigert hatte, den Regierungsanordnungen zur Schließung von bestimmten Konten nachzukommen.

Die Entscheidung sieht eine tägliche Geldstrafe von R$50.000 (etwa €8.500) für Personen und Unternehmen vor, die versuchen, X über VPN weiterhin zu nutzen.

Der gleiche Richter hat auch eine Anordnung zur Sperrung der Vermögenswerte des Unternehmens Starlink, eines Satelliten-Internet-Anbieters, erlassen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft von SpaceX, an dem Elon Musk zwar auch eine Minderheitsbeteiligung hält, das aber ansonsten keinerlei Verbindung zur Social-Media Plattform X hat.

Am Montag, den 2. September, bestätigte der Oberste Gerichtshof Brasiliens die Entscheidung, „X“ landesweit zu verbieten, wodurch das Recht auf freie Meinungsäußerung im Internet weiter eingeschränkt wird.

In einem Appell an die Interamerikanische Menschenrechtskommission, die Meinungsfreiheit zu wahren, reichten Anwälte von ADF International eine Petition ein um in dieser „katastrophalen“ Situation einzugreifen:

„Die Sperrung von X im Land ist symptomatisch für dieses Problem… es dauert nun schon über sechs Jahre an und hat der brasilianischen Demokratie erheblichen Schaden zugefügt, wodurch eine abschreckende Wirkung auf die Mehrheit der Bevölkerung entstanden ist, die laut jüngsten Umfragen Angst hat, ihre Meinung öffentlich zu äußern.“

Musk bedankte sich bei ADF International für deren Eingreifen. Lesen Sie das vollständige Schreiben an die Kommission hier.

Staatliche Zensur sogenannter „populistischer“ Ansichten

Die Anordnungen zur Zensur von Online-Inhalten basieren auf dem Vorwand, Desinformation und Fake News zu bekämpfen. Unter diesem Vorwand hat der Staat gezielt konservative Stimmen zensiert. So wurden während des Wahlkampfs im Jahr 2022 Botschaften blockiert, die sich gegen die Pro-Abortion Position des damaligen Kandidaten Lula da Silva richteten.

„Unter dem Deckmantel der Förderung der Demokratie und trotz wachsender Gegenreaktionen im In- und Ausland haben die brasilianischen Behörden die repressivste Zensurkultur in der westlichen Hemisphäre geschaffen.“

Weitere ins Visier genommene Äußerungen beinhalteten die Ablehnung der Unterdrückung der Religionsfreiheit durch die nicaraguanische Regierung und die Befürchtung, dass dies auch in Brasilien geschehen könnte, sowie die Kritik an Lulas Förderung sexuell eindeutiger Inhalte in den Lehrplänen.

„Die repressivste Zensurkultur im Westen“

Gegen verschiedene Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter der Journalist Paulo Figueiredo und der amerikanische Bestsellerautor Michael Shellenberger, wurden bereits geheime strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, weil sie über das autoritäre Vorgehen der brasilianischen Gerichte und ihre Zensurbemühungen berichtet hatten.

„Der Zustand der Zensur in Brasilien ist schwerwiegend und verschlechtert sich in einem extremen Ausmaß, so dass das Land zu den schlimmsten Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Nord- und Südamerika gehört. Das Eingreifen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission ist von entscheidender Bedeutung, denn ohne Redefreiheit sind alle Menschenrechte gefährdet. Wir sind besonders besorgt darüber, dass der brasilianische Staat die christliche Meinungsäußerung ins Visier nimmt, einschließlich der Pro-Life-Ansichten und anderer religiöser Äußerungen“, erklärte Tomás Henriquez, Leiter der Rechtsberatung von ADF International für Lateinamerika.

Michael Shellenberger, Gründer von Public, Autor und Professor, erklärte:

„Ich werde von den brasilianischen Behörden strafrechtlich verfolgt, weil ich ihre Zensurversuche aufgedeckt habe. Brasilien hat einen Krisenpunkt erreicht, an dem ein einzelner Richter des Obersten Gerichtshofs seine Autorität ausüben könnte, um X im Land zu schließen.

Unter dem Deckmantel der Demokratieförderung haben die brasilianischen Behörden trotz wachsender Kritik aus dem In- und Ausland die repressivste Zensurkultur in der westlichen Hemisphäre geschaffen. Es ist nicht nur schlechte Politik, sondern auch eine eklatante Verletzung grundlegender Menschenrechte, wenn Behörden ihren eigenen Bürgern die Rede verbieten. Es ist unvorstellbar, dass Menschen von anderen Menschen zensiert und zum Schweigen gebracht werden, nur weil sie mit deren Äußerungen nicht einverstanden sind. Da sich die Situation weiter verschlechtert, hoffe ich, dass die Interamerikanische Menschenrechtskommission schnell eingreifen wird, um das Recht aller auf freie Meinungsäußerung in Brasilien zu verteidigen“.

Marcel van Hattem, Mitglied der Abgeordnetenkammer für Brasilien, sagte:

„Die Versuche des Richters Alexandre de Moraes, das brasilianische Volk zu zensieren und zum Schweigen zu bringen, können nicht hingenommen werden. Unsere Verfassung verbietet ausdrücklich jegliche Zensur und garantiert das Recht auf freie Meinungsäußerung; dies sind nicht nur verfassungsmäßig geschützte Rechte, sondern grundlegende Menschenrechte, die für alle Brasilianer garantiert und bewahrt werden sollten. Zensur hat in einer freien Gesellschaft nichts zu suchen, und ich fordere alle, die dazu in der Lage sind, auf, sich mir anzuschließen und sich vehement gegen diese Art von Einschränkungen zu wehren.“