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26 Jahre Gefängnis für Predigten: Fall des inhaftierten Bischofs Álvarez aus Nicaragua kommt an höchste Menschenrechtskommission Amerikas 

  • ADF International Anwälte reichen den Fall des nicaraguanischen Bischof Rolando Álvarez an der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte ein
  • Der Bischof wurde für seine Predigten über Menschenrechtsverletzungen durch das Ortega-Regiume zu 26 Jahren Haft verurteilt.  

WASHINGTON, DC (14. September 2023) – Der Fall des inhaftierten nicaraguanischen Bischofs Roland Álvarez kommt an die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR). Anwälte der Menschenrechtsorganisation ADF International reichten die Petition bei der supranationalen Organisation ein.  

Im Februar war der Bischof im Schnellverfahren für die „Untergrabung der nationalen Integrität“ verurteilt worden. Er hatte in seinen Predigten Menschenwürde und Gerechtigkeit verteidigt und die Grundrechtsverletzungen des nicaraguanischen Regimes angeprangert. Daniel Ortega, das diktatorische Staatsoberhaupt des Landes, geht besonders gegen die Katholische Kirche und ihre Gläubigen vor. Für seine Predigten sitzt der Bischof jetzt in Haft, wahrscheinlich in Einzelhaft. Er hat keinen Kontakt mit seiner Familie oder Anwälten.  

Schnellverfahren in Abwesenheit und keine Berufungsmöglichkeit  

Der Prozess und die Verurteilung des Bischofs fanden am 10. Februar ohne sein Wissen statt. Er konnte sich weder verteidigen noch vor Gericht aussagen. Seine Berufung wurde abgelehnt, angeblich weil er nicht genau angegeben hätte, gegen welchen Teil des Urteils sich seine Berufung richtete. Allerdings hatte das Gericht ihm die Urteilsgründe nicht zugestellt. Außerdem wurde dem Bischof zunächst verweigert seinen eigenen Anwalt zu nehmen. Bis heute kennt sein Anwalt nicht einmal die grundlegenden Fakten zum Fall.  

In Nicaragua kann Bischof Álvarez nicht mehr wirksam in Berufung gehen. Deswegen bringt ADF International den Fall nun an die Menschenrechtskommission. Die Verfolgung der Kirche in Nicaragua ist ernst. Am 11. September 2023 wurde ein Priester verhaftet, weil er für Bischof Álvarez gebetet hatte. 

„Was die Gläubigen in Nicaragua erleiden, müsste einen Aufschrei bei all denen auslösen, denen die Menschenrechte am Herzen liegen,“ sagte Kristina Hjelkrem von ADF International, die leitende Anwältin im Fall des Bischofs. 

„Die Verurteilung ist eine klare Verletzung der Menschenrechte“ 

Sie fügte hinzu: „Bischof Álvarez wurde unrechtmäßig zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er einfach nur seine Pflichten als Bischof erfüllte. In seinen Predigten verkündete er die Botschaft Christi und der Katholischen Kirche. Die Verurteilung ist eine klare Verletzung des Menschenrechts auf freie Meinungsäußerung und des Rechts sich zu seinem Glauben zu bekennen sowie als Seelsorger zu wirken. Für ADF International ist es eine Ehre, diesen wichtigen Fall vor die Kommission zu bringen. Hoffentlich erreichen wir gemeinsam ein Ende der Christenverfolgung in Nicaragua. Niemand sollte ins Gefängnis müssen, weil er seinen Glauben teilt.“   

Hintergrund: Hausarrest, Verhaftung, Urteil mit Gefängnisstrafe 

Am 4. August 2022 hinderten Polizisten Bischof Álvarez daran seine Residenz zu verlassen und in der Kathedrale die Messe zu feiern. Gemeinsam mit Priestern, Seminaristen und einem Kameramann wurde der Bischof 15 Tage lang von der Polizei im Diözesanbüro festgehalten.   

Am 19. August 2022, drang die Polizei ohne Haftbefehl gewaltsam in die Residenz ein und verhaftete den Bischof sowie sieben weitere Mitglieder der Katholischen Kirche. Die Behörden stellten Bischof Álvarez daraufhin ohne Angabe von Gründen unter Hausarrest.  

Auf die Verhaftung folgte eine strafrechtliche Untersuchung gegen Bischof Álvarez wegen „Untergrabung der nationalen Integrität“ und „Verbreitung von Falschnachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien“. Ohne ordnungsgemäßes Strafverfahren verurteilte ein Richter Bischof Álvarez später für diese angeblichen Straftaten. Schließlich wurden ihm seine Staatsangehörigkeit und Bürgerrechte entzogen und Álvarez wurde zu 26 Jahren und 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Zudem muss er eine Geldstrafe von fast 5000 US-Dollar zahlen. 

Inzwischen ist Bischof Álvarez seit sieben Monaten im Gefängnis, fast ohne Kontaktmöglichkeit zu seiner Familie oder rechtliche Unterstützung. Ein kurzer Besuch seiner Familie wurde von der Regierung für die Staatsmedien inszeniert.  

Angriffe auf die Kirche in Nicaragua 

Seit April 2018 finden in Nicaragua massive Proteste gegen die sozialistische Regierung statt. Die Ortega-Regierung attackiert gezielt die Katholische Kirche in dem Land. Auch kirchliche Leiter, Orden und Gotteshäuser sowie katholische Einrichtungen und Universitäten, gemeinnützige Organisationen und Medienunternehmen sind im Zentrum der Attacken. Ursprünglich war die Kirche zuvor eingeladen worden, als Vermittlerin im nationalen Dialogprozess zwischen dem Regime und der Opposition zu fungieren.  

Die Katholische Kirche in Nicaragua wirft dem Ortega-Regime Christenverfolgung vor. In einem öffentlichen Schreiben des Klerus von Estelí in Nicaragua heißt es: „Sie verfolgen die Kirche aufgrund ihrer prophetischen Mission, weil sie die Einzige ist, die in der Lage ist, ihre ständigen Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, wobei sie vergessen, dass sie Christus selbst verfolgen, wenn sie die Kirche in der Person ihrer Diener, der Bischöfe, der Priester und der Laien, verfolgen.“  

Papst Franziskus hat die Verfolgung der Kirche in Nicaragua in seinen Äußerungen betrauert und die Konfliktparteien zu einem aufrichtigen und offenen Dialog aufgefordert.

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