- Rhoda Jatau befindet sich an einem sicheren Ort, während sie auf ihren Gerichtsprozess wartet. Ihr drohen noch bis zu 5 Jahre Haft.
- Die Christin, Mutter von fünf Kindern, war im Mai 2022 inhaftiert worden, weil sie angeblich ein blasphemisches Video verbreitet hatte, in dem der Lynchmord an der christlichen Studentin Deborah Emmanuel Yakubu verurteilt wurde.
BAUCHI (Bundesstaat), NIGERIA (13. Dezember 2023) – Ein Richter im nigerianischen Bundesstaat Bauchi hat Rhoda Jatau auf Kaution freigelassen. Jatau, Mutter von fünf Kindern, saß seit Mai 2022 im Gefängnis, weil sie angeblich ein Video auf WhatsApp geteilt hatte, in dem sie den Lynchmord an Deborah Emmanuel Yakubu verurteilte. Yakubu, eine nigerianischen Universitätsstudentin, war im Mai 2022 von aufgebrachten Klassenkameraden ermordet und anschließend verbrannt worden, weil sie ihren christlichen Glauben geteilt hatte. ADF International unterstützt nun Jatau’s Verteidigung.
Jatau wurde während ihren 19 Monaten Haft wiederholt die Kaution verweigert. Sie wurde in Isolationshaft gehalten und hatte nur sporadisch während der Gerichtstermine Zugang zu ihrem Rechtsbeistand und Familienmitgliedern.
„Wir freuen uns, dass Rhoda Jatau endlich auf Kaution freigelassen wurde, nachdem sie ihr so lange verwehrt wurde“, sagte Sean Nelson, Rechtsanwalt bei ADF International. „Niemand sollte aufgrund friedlicher religiöser Äußerungen bestraft werden. Verteidiger der Religionsfreiheit müssen sich verstärkt weltweit für Rhoda einsetzen. Wir bemühen uns weiterhin um Gerechtigkeit für Rhoda und sind zuversichtlich, dass die ungerechten Anklagen und das Verfahren gegen sie vollständig eingestellt werden.“
Anklage wird trotz mangelnder Beweislage fortgeführt
Der nigerianische Partneranwalt von ADF International, der als Hauptverteidiger in Jataus Fall fungiert, sagte: „Nach 19 langen Monaten im Gefängnis sind wir erleichtert, dass Rhoda endlich auf Kaution freigelassen wurde. Wir danken allen, die für Rhoda gebetet haben, und bitten Sie, auch weiterhin für sie zu beten, solange ihr Verfahren läuft.“
Bevor die Kaution bewilligt wurde, hatte ein Richter im nigerianischen Bundesstaat Bauchi abgelehnt, die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen Jatau abzuweisen. Nachdem die Staatsanwaltschaft aufgrund schwerwiegender Beweisprobleme eine Pause eingelegt hatte, stellten Jataus Anwälte einen Antrag den Fall nicht weiter zu verfolgen. Jataus Anwälte wiesen auf erhebliche rechtliche Mängel in der Anklage hin und argumentierten, dass die Anklage gegen Jatau nicht begründet sei. Trotzdem fiel die Entscheidung, die Anklage fortzuführen.
Nach weitverbreiteter internationaler Empörung über Jataus Inhaftierung wurde die Kaution schließlich gewährt. Zusammen mit anderen Organisationen, die sich für die Religionsfreiheit einsetzen, appellierte ADF International an die internationale Solidarität. Daraufhin verfassten Experten der Vereinten Nationen Anfang des Jahres ein gemeinsames Anschuldigungsschreiben an die nigerianische Regierung, in dem sie auf Jataus und Yakubus Fälle hinwiesen. Das Schreiben unterstreicht die Gefahr, die Blasphemiegesetze für internationale Menschenrechte darstellen und machte auf Jataus ungerechtfertigte Inhaftierung aufmerksam.
Der Prozess gegen Jatau ist derzeit für den 19. Dezember angesetzt, doch aufgrund der Feiertage könnte der Gerichtstermin auf nächstes Jahr vertagt werden. Jatau wird nach Paragraf 114 (öffentliche Unruhe) und 210 (religiöse Beleidigung) des Strafgesetzbuches des Bundesstaates Bauchi angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu fünf Jahre Haft.
Christenverfolgung in Nigeria
Die Fälle von Rhoda Jatau und Deborah Emmanuel Yakubu sind keine Einzelfälle. Im Norden Nigerias herrscht weit verbreitete Gewalt gegen religiöse Minderheiten, einschließlich der Christen.
Die Christenverfolgung und die Verfolgung anderer religiöser Minderheiten ist in Nigeria besonders schwerwiegend. Vergangenes Jahr wurden weltweit über 5.500 Christen aufgrund ihres Glaubens getötet. 90 % davon waren Nigerianer.
Die Kriminalisierung der Blasphemie in Nigeria hat gefährliche Auswirkungen auf das ganze Land. Die Hälfte der 200 Millionen Einwohnern sind Christen, die andere Hälfte Muslime. Blasphemiegesetze sind eine vorwiegende Ursache für gesellschaftliche Spannungen. Unschuldige Menschen werden durch diese Gesetze dafür bestraft, dass sie ihren Glauben zum Ausdruck bringen. Sie bringen Menschen zum Schweigen, wenn sie ihren Glauben teilen, und steigern das Gewaltpotenzial in der Gesellschaft. Blasphemiegesetze in ganz Nigeria begünstigen brutale Ausschreitungen durch gewalttätige Gruppen und fügen muslimischen Minderheiten sowie christlichen Konvertiten und anderen schweres Leid zu.
In diesem Kontext unterstützt ADF International auch die rechtliche Verteidigung des nigerianischen Musikers Yahaya Sharif-Aminu. Der Sufi-Muslim wurde zu Tode verurteilt, weil er Liedtexte, die als „blasphemisch“ eingestuft wurden, auf WhatsApp geteilt hat. Mit der Unterstützung von ADF International legte Yahaya Berufung beim Obersten Gerichtshof von Nigeria ein. Es besteht die Hoffnung durch den Fall die Blasphemiegesetze in Nigeria zu kippen. Yahaya ist derzeit im Gefängnis und wartet auf seine Berufung. Er ist bereits seit über dreieinhalb Jahren inhaftiert.